Fregatte F125
Militärausrüstung

Fregatte F125

Fregatte F125

Der Prototyp der Fregatte Baden-Württemberg auf See während einer Probefahrt.

Am 17. Juni dieses Jahres fand auf dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven eine feierliche Hissung der Flagge Baden-Württembergs, des Prototyps der Fregatte F125, statt. Damit ist eine weitere wichtige Etappe eines der prestigeträchtigsten und umstrittensten Programme der Deutschen Marine zu Ende gegangen.

Das Ende des Kalten Krieges hinterließ seine Spuren in den Veränderungen in den Marinestrukturen der meisten europäischen Länder, darunter auch der Deutschen Marine. Fast ein halbes Jahrhundert lang konzentrierte sich diese Formation auf Kampfeinsätze in Zusammenarbeit mit anderen NATO-Staaten mit Kriegsschiffen der Warschauer-Pakt-Staaten in der Ostsee, mit besonderem Schwerpunkt auf ihrem westlichen Teil und den Zugängen zur dänischen Meerenge sowie auf der Ostsee Verteidigung der eigenen Küste. Die gravierendsten Reformen in der gesamten Bundeswehr nahmen im Mai 2003 Fahrt auf, als der Bundestag ein Dokument zur Festlegung der deutschen Verteidigungspolitik für die kommenden Jahre vorlegte – die Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR). Diese Doktrin lehnte die bisher genannten Hauptmaßnahmen der lokalen Verteidigung zugunsten globaler Expeditionsaufgaben ab, deren Hauptzweck darin bestand, Krisen in entzündlichen Regionen der Welt entgegenzuwirken und zu lösen. Derzeit hat die Deutsche Marine drei Hauptgebiete von operativem Interesse: die Ostsee und das Mittelmeer sowie den Indischen Ozean (hauptsächlich dessen westlicher Teil).

Fregatte F125

Modell F125 auf der Euronaval 2006 in Paris vorgestellt. Die Anzahl der Radarantennen wurde auf vier erhöht, auf den hinteren Aufbauten befindet sich jedoch weiterhin nur eine. MONARC ist immer noch auf der Nase.

In unbekannte Gewässer

Die Notwendigkeit, Schiffe zu erwerben, die an die Aufgaben angepasst sind, die sich aus der sich ändernden politischen Lage in der Welt ergeben, wurde erstmals 1997 in Deutschland erwähnt, doch die Arbeit selbst gewann erst mit der Veröffentlichung des VPR an Dynamik. Die F125-Fregatten, nach dem Namen der ersten Einheit der Serie auch als Typ Baden-Württemberg bezeichnet, bilden nach der Flugabwehrrakete F124 (Sachsen) die zweite Generation deutscher Schiffe dieser Klasse, die im Jahr XNUMX entworfen wurde die Nachkriegszeit. Zeit des Kalten Krieges. Bereits in der Forschungsphase wurde davon ausgegangen, dass sie in der Lage sein würden:

  • Durchführung langfristiger Operationen fernab der Basis, hauptsächlich Stabilisierungs- und Polizeieinsätze, in Gebieten mit instabiler politischer Lage;
  • Dominanz in Küstengebieten aufrechterhalten;
  • Unterstützen Sie den Einsatz der alliierten Streitkräfte, indem Sie ihnen Feuerunterstützung leisten und die gelandeten Spezialeinheiten einsetzen.
  • die Aufgaben von Kommandozentralen im Rahmen nationaler und Koalitionsmissionen wahrnehmen;
  • leisten humanitäre Hilfe in Gebieten mit Naturkatastrophen.

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wurde in der Entwurfsphase erstmals in Deutschland ein Intensivnutzungskonzept verabschiedet. Nach den ursprünglichen Annahmen (die während der gesamten Planungs- und Bauzeit unverändert blieben) sollten neue Schiffe zwei Jahre lang ununterbrochen ihre Aufgaben erfüllen und dabei bis zu 5000 Stunden im Jahr auf See sein. Der intensive Betrieb der Anlagen abseits von Reparaturstützpunkten zwang dazu, die Wartungsintervalle der wichtigsten Komponenten, darunter auch des Antriebssystems, auf bis zu 68 Monate zu verlängern. Bei bisher betriebenen Einheiten wie den F124-Fregatten betragen diese Parameter neun Monate, 2500 Stunden und 17 Monate. Darüber hinaus mussten sich die neuen Fregatten durch einen hohen Automatisierungsgrad und damit eine auf das erforderliche Minimum reduzierte Besatzung auszeichnen.

Die ersten Versuche, eine neue Fregatte zu entwerfen, wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2005 unternommen. Sie zeigten ein Schiff mit einer Länge von 139,4 m und einer Breite von 18,1 m, ähnlich den kurz vor der Fertigstellung stehenden F124-Einheiten. Ein charakteristisches Merkmal des F125-Projekts waren von Anfang an zwei separate Inselaufbauten, die es ermöglichten, elektronische Systeme und Kontrollzentren zu trennen und ihre Redundanz zu erhöhen (vorausgesetzt, dass bei einem Ausfall oder einer Beschädigung einige ihrer Fähigkeiten verloren gingen). . Bei der Auswahl der Antriebskonfiguration orientierten sich die Ingenieure an der Frage der Zuverlässigkeit und Schadensresistenz sowie an der bereits erwähnten Notwendigkeit einer längeren Lebensdauer. Letztendlich fiel die Wahl auf ein hybrides CODLAG-System (kombiniertes Diesel-Elektro- und Gasturbinensystem).

Im Zusammenhang mit der Aufgabenverteilung an neue Einheiten im Einsatzgebiet Primorsky war es notwendig, entsprechende Waffen zur Feuerunterstützung zu installieren. Dabei wurden Varianten der großkalibrigen Kanonenartillerie (die Deutschen nutzten in den letzten Jahren 76 mm) oder der Raketenartillerie in Betracht gezogen. Zunächst wurde über den Einsatz sehr ungewöhnlicher Lösungen nachgedacht. Das erste war das Artilleriesystem MONARC (Modular Naval Artillery Concept), das die Verwendung eines 155-mm-Haubitzenturms mit Eigenantrieb PzH 2000 für Marinezwecke voraussetzte. Tests wurden an zwei F124-Fregatten durchgeführt: Hamburg (F 220) im Jahr 2002 und Hessen (F 221) im August 2005. Im ersten Fall wurde ein modifizierter PzH 76-Turm auf dem 2000-mm-Geschütz installiert, wodurch die Möglichkeit einer physischen Integration des Systems auf dem Schiff getestet werden konnte. Andererseits traf eine ganze Kanonenhaubitze, befestigt am Hubschrauberlandeplatz, Hessen. Es wurde auf See- und Bodenziele geschossen und die Interaktion mit dem Feuerleitsystem des Schiffes überprüft. Das zweite Waffensystem mit Landwurzeln sollte der mehrfach geladene Raketenwerfer M270 MLRS sein.

Diese unbestreitbar avantgardistischen Ideen wurden Anfang 2007 aufgegeben, der Hauptgrund dafür waren die hohen Kosten für die Anpassung an eine viel komplexere Meeresumwelt. Zu berücksichtigen wären die Korrosionsbeständigkeit, die Dämpfung der Rückstoßkraft großkalibriger Geschütze und schließlich die Entwicklung neuer Munition.

Bau mit Hindernissen

Eines der prestigeträchtigsten Programme der Deutschen Marine sorgte von Anfang an für heftige Kontroversen, auch auf Ministerebene. Bereits am 21. Juni 2007 hat der Bundesrechnungshof (BRH) die erste, aber nicht die letzte negative Bewertung des Programms abgegeben und sowohl die Bundesregierung als auch den Bundestag verwarnt. Finanzausschusses gegen Verstöße. In seinem Bericht wies das Gericht insbesondere auf die unvollkommene Art und Weise der Vertragsgestaltung für den Bau von Schiffen hin, die für den Hersteller äußerst vorteilhaft war, da sie die Rückzahlung von bis zu 81 % der Gesamtschuld vor dem Schiffsbau beinhaltete Lieferung des Prototyps. Dennoch beschloss der Finanzausschuss, dem Plan zuzustimmen. Fünf Tage später traf sich das Konsortium ARGE F125 (Arbeitsgemeinschaft Fregatte 125) aus thyssenkrupp Marine Systems AG (tkMS, Leitung) und Br. Die Lürssen Werft hat mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BwB) einen Vertrag über die Konstruktion und den Bau von vier F125-Expeditionsfregatten unterzeichnet. Der Vertragswert betrug zum Zeitpunkt der Unterzeichnung knapp 2,6 Milliarden Euro, was einen Stückwert von 650 Millionen Euro ergab.

Laut dem im Juni 2007 unterzeichneten Dokument sollte die ARGE F125 den Prototyp der Einheit bis Ende 2014 übergeben. Wie sich jedoch später herausstellte, konnte diese Frist nicht eingehalten werden, da die Bleche für den Bau geschnitten wurden des zukünftigen Baden-Württembergs wurde erst am 9. Mai 2011 gelegt, und der erste Block (Abmessungen 23,0 × 18,0 × 7,0 m und Gewicht ca. 300 Tonnen), der einen symbolischen Kiel darstellte, wurde fast ein halbes Jahr später – im November – gelegt 2.

Anfang 2009 wurde das Projekt überarbeitet, wodurch die innere Struktur des Rumpfes verändert und unter anderem die Fläche der Ausrüstungs- und Waffendepots für Flughubschrauber vergrößert wurde. Alle damals vorgenommenen Änderungen erhöhten die Verdrängung und Länge des Schiffes und akzeptierten damit die endgültigen Werte. Diese Revision zwang die ARGE F125 dazu, die Vertragsbedingungen neu zu verhandeln. Durch die Entscheidung des BwB wurde dem Konsortium eine Verlängerung um 12 Monate gewährt und das Programm damit bis Dezember 2018 verlängert.

Da die tkMS-Beteiligung (125 % der Anteile) die führende Rolle in der ARGE F80 spielt, musste er über die Auswahl der Subunternehmer entscheiden, die am Bau neuer Blöcke beteiligt waren. Die Werft, die mit der Vorfertigung der Mittschiffs- und Achterschiffsteile, dem Zusammenfügen der Rumpfblöcke, der Endausrüstung, der Systemintegration und der anschließenden Prüfung beauftragt war, war die Hamburger Werft Blohm + Voss, damals im Besitz von tkMS (seit 2011 im Besitz von Lürssen). Andererseits war die Lürssen-Werft in Vegesack bei Bremen für die Herstellung und Erstausrüstung der 62 m langen Bugblöcke einschließlich der Bugaufbauten verantwortlich. Ein Teil der Rumpfarbeiten (Teile des Bugblocks, darunter die Birnen des ersten Schiffspaares) wurde von der Peenewerft-Anlage in Wolgast in Auftrag gegeben, damals im Besitz der Hegemann-Gruppe, dann P+S Werften, seit 2010 aber Lürssen. Letztendlich war es diese Werft, die komplette Bugblöcke für die dritte und vierte Fregatte produzierte.

Kommentar hinzufügen