Testfahrt Fiat 500: Italienisch für Kenner
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Testfahrt Fiat 500: Italienisch für Kenner

Testfahrt Fiat 500: Italienisch für Kenner

Fiat 500-Fans werden ihrem Haustier alle Mängel verzeihen. Im 50 Kilometer langen Test wollte der Cinquecento seinen Kritikern jedoch beweisen, dass er nicht nur schön, sondern auch zuverlässig ist.

Rimini, vor ein paar Monaten. Das Hotel betont die nationale Bedeutung der getrennten Müllsammlung, selbst Carabinieri mit Glanzfrisur machen vor schreitenden Zebras halt, und die Besitzer dubioser Kneipen halten sich strikt an das Rauchverbot. Auch südlich der Alpen kann man seinen Lieblingslastern nicht mehr frönen – genauso wie man dem unzuverlässigen Ruf italienischer Autos nicht trauen kann.

Schwere Belastung

Die frühere Beteiligung von Fiat an Langzeittests von Motor- und Sportwagen war durch ein Gefühl der Inkonsistenz gekennzeichnet. In den späten 90er Jahren legte der Punto I 50 bis 17 Kilometer mit sieben außerplanmäßigen Stopps zurück und endete 600 km mit einem schweren Übertragungsfehler. Einige Jahre später erzielte sein Nachfolger nach 7771 km den gleichen Effekt, und insgesamt konnte der Punto II mithalten, nachdem er den Dienst viermal über 50 km besucht hatte.

Dann kam der Panda II, der die gleiche Strecke seit 2004 nur mit Nagetierbissen zurückgelegt hat, ansonsten aber weder Unfälle noch „dolce far niente“ (süßes Nichtstun) hatte. Was auch daran liegen mag, dass das Modell nur theoretisch italienisch ist, tatsächlich aber im pazifischen Raum (Polen) produziert wird.

Vom Fließband rollt Pandas Bruder, der niedliche 500. Beide Modelle haben ziemlich genau die gleiche Hardware und grundlegende Architektur, daher erwarteten wir in diesem 50-Kilometer-Test die gleiche Hardware-Gesundheit. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Panda darauf abzielt, autouninteressierten und pragmatischen Verbrauchern Mobilität zu bieten, während Cinquecento auf das Reich der Schönheit abzielt.

Die Funktion hat die Form

Sein Aussehen wird nicht nur von Männern bewundert, die sich in Männer verlieben – Frauen nehmen es sogar sehr gut an, aber unter anderem gewann es kürzlich den Titel „Fun Car of the Year“. Die allgemeine Sympathie rührt auch daher, dass man in diesem kleinen Modell nicht wie jemand aussieht, der sich etwas mehr nicht leisten kann, sondern wie jemand, der einfach nichts anderes braucht. Der kleine Fiat ist ein tolles Wohnauto und damit braucht man auf niemanden neidisch zu sein.

Man kann jedoch nicht übersehen, dass das Prinzip "Form folgt Funktion" hier nicht nur das Gegenteil ist, sondern auch die Funktion in vielerlei Hinsicht weit hinterherhinkt. Der Tacho dreht sich im Kreis um den Drehzahlmesser, was gut aussieht, aber das Ablesen erschwert. Trotz seiner etwas größeren Größe hat der Cinquecento weniger Gepäck in seinem überraschend komplexen kugelförmigen Heck als der vierte Panda (185 bis 610 Liter statt 190 bis 860 Liter). Darüber hinaus sollten die Hindernisse, auf die das Auto trotz des Easy Entry-Systems beim Sitzen im Fond stößt, als Warnung interpretiert werden: Der Rücksitz ist für erwachsene Passagiere zu schmal, die Decke ist niedrig und der Platz vor den Knien ist sehr begrenzt. Die Definition von "Viersitzer" scheint hier etwas zu optimistisch, aber die meisten Kunden werden sie trotzdem als Zweisitzer verwenden und nur Gepäck in den Kofferraum legen.

In diesem Fall können wir das jüngste Lob an die Begleiter dafür, wie sehr die neuen Kleinwagen gewachsen und gereift sind, behalten. Beim Bewegen hat der 500 das traditionelle Gefühl eines kleinen Modells, das sich besonders im Komfort bemerkbar macht. Die Federung absorbiert Stöße nicht gut, springt und vibriert daher oft. Die Langstreckentauglichkeit leidet weiter unter unbequemen Vordersitzen. Durch eine dünne Polsterung ist die Querplatte in der Rückenlehne versenkt, und ein primitiver Höhenverstellmechanismus verändert nur die Position des unteren Teils – so dass in der niedrigsten Position ein Spalt zwischen ihm und der Rückenlehne besteht. Außerdem kann der Fahrer hier nicht die optimale Position finden, da das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar ist.

Gut gemacht

All dies stört jedoch niemanden und beeinträchtigt in keiner Weise die Beliebtheit des Cinquecento, das seine kleinen Mängel mit großen Portionen Charme verbirgt. Während ausgedehnter Geschäftsreisen fuhr der Testwagen durch Europa, wofür seine 69 PS ausreichten. Der Grund ist nicht nur, dass die 2000-Liter-Benzinversion mit ihren 1,4 PS 100 Euro teurer ist. es scheint kaum stärker zu sein, aber auch im lebhaften Temperament einer kleinen 1200er Maschine.

Der Motor zieht den einfarbigen "Cinquecento" zügig zum Brennerpass, beschleunigt auf der Autobahn ohne schmerzhaftes Heulen auf 160 km / h und seine mangelnde Traktion in hohen Gängen gleicht eine recht schnelle Beschleunigung aus. Gleichzeitig wird der Motor am Ende des Tests von einem gut gestalteten, aber zunehmend nervigen Fünfgang-Getriebe ausreichend unterstützt. Die Kombination kann nicht als wirklich sparsam bezeichnet werden, obwohl der durchschnittliche Verbrauch von 6,8 l / 100 km durch häufige kurze Fahrten oder in der Stadt sowie durch die Tatsache erklärt werden kann, dass die Reichweite eines kleinen Motorrads beim Fahren auf der Autobahn häufig vollständig herausgedrückt wird. Die potenziellen Einsparungen zeigen sich in einem Mindestverbrauch von 4,9 l / 100 km, der sogar unter dem optimistischen ECE-Standard liegt.

In Sachen Fahrspaß übertrifft der kleine Fiat die Erwartungen in keiner Weise. Es fährt zwar neutral und sicher in Kurven, macht aber einen eher ungeschickten Eindruck. Die Rückmeldung vom Lenksystem ist aufgrund des übermäßig durchsetzungsfähigen Servos ebenfalls verschwommen. Stattdessen können Sie im Stadtmodus den 500 auf einem leeren Parkplatz parken, indem Sie das Lenkrad mit nur einem Finger drehen.

Liste der Ausgaben

Die Reparatur betraf nur Kleinigkeiten: Nach fast 21 Kilometern lief eine Welle neben der Lenksäule, wodurch einer der beiden Rettungsdienste anhielt. Die Garantie umfasste die angeforderten 000 € für Reparaturen sowie 190 € für das neue Radio, da ein Knopf auf das alte fiel. Die letzte Fehlfunktion wurde mitten im Sommer registriert, als das Außenthermometer Gefriertemperaturen anzeigte, auf die jeder sibirische Winter stolz sein konnte.

Tatsächlich wäre es uns egal, wenn die automatische Klimaanlage nicht mit einem defekten Temperatursensor verrückt würde. Infolgedessen ersetzte der Service während des zweiten ungeplanten Boxenstopps den Seitenspiegel, in dessen Gehäuse sich der Sensor befindet. Außerhalb der Garantiezeit kostet es 182 €, dies wird jedoch in Zukunft nicht mehr erforderlich sein, da der Hersteller bereits ein Software-Update für den Sensor anbietet.

Klingt ziemlich kompliziert für so ein kleines Auto – und ziemlich teuer. Was die regelmäßigen Wartungskosten betrifft, liegen 500 auf dem Niveau der übrigen Autos dieser Klasse, nur 244 Euro, von denen 51 der Preis für drei Liter Motoröl sind. Ansonsten geht das Auto sparsam mit der Schmierung um – für die gesamte Fahrt musste nur ein Viertelliter nachgefüllt werden. Ebenso sorgsam ging der Cinquecento mit den Reifen um, was eine Erklärung für die geringen Gesamtkosten von zehn Cent pro Kilometer ist.

Allerdings erfordert die Polsterung der Sitze – knallrot und schmutzempfindlich – viel Pflege. Ansonsten sieht das liebevoll gestaltete und in Material und Verarbeitung solide Interieur auch nach zweijähriger Nutzung noch nicht abgenutzt aus. Im Laufe der Zeit haben wir uns an ziemlich komplexe Manipulationen sowie an pessimistische Kraftstoffanzeigen gewöhnt. Beim Bereitschaftssignal spritzen noch zehn Liter Benzin in den Tank, was bei einem Gesamtvolumen von 35 Litern schon nach 370 Kilometern zum Nachtanken einlädt.

Winterprobleme

Der Test 500 stand im zweiten Winter vor einer Zwangsabschaltung, als es bei minus 14 Grad Celsius am Morgen zu Zündproblemen kam. Das Starten des Motors wurde von einem qualvollen Heulen und Husten begleitet. Außerdem brauchte eine zugefrorene Scheibenwaschanlage eine Stunde, um Wasser aufzutauen und zu pumpen, ein Phänomen, das in diesem Winter bei viel teureren Autos bei Marathontests auftrat.

Damit lässt sich der kleine Fiat in Sachen Ausstattung vergleichen und sättigt in seiner Pop-Basisversion mit vielen Zusatzangeboten. Einige von ihnen reichten aus, um den Preis eines Testexemplars um 41 Prozent zu erhöhen. Während Extras wie ESP, Klimaautomatik und die Bluetooth/USB-Schnittstelle Blue & Me empfehlenswert sind, kann man getrost auf Parksensoren sowie Chrompaket und 15-Zoll-Alufelgen verzichten. Ein leichtes Finish entspricht jedoch dem Charakter des Modells und wird sich beim Verkauf als nützlich erweisen. Der Schätzpreis von 9050 Euro liegt nur rund 40 Prozent unter den Kosten eines Neuwagens – trotz der für diese Klasse relativ hohen Laufleistung.

Bisher hat die Beschreibung des Marathons mit Fiat über 200 Zeilen eingenommen – aber wo bleibt das traditionelle Drama? Dies geschieht beim Abschied vom Auto. An einem milchig weißen Tag im Februar verließen uns 500 Menschen. Wir werden ihn vermissen – auch dessen können wir uns bei diesem Modell absolut sicher sein.

Text: Sebastian Renz

Auswertung

Fiat 500 1.2 POP

Zwei außerplanmäßige Serviceaufenthalte. Lange Wartungsintervalle (30 km) ohne Zwischenwartung. Ziemlich temperamentvoll, aber mit einem Basismotor von 000 l / 6,8 km nicht sehr sparsam. Moralische Verschlechterung 100%. Geringer Reifenverschleiß.

technische Daten

Fiat 500 1.2 POP
Arbeitsvolumen-
Macht69 k.s. bei 5500 U / min
Maximum

Drehmoment

-
Beschleunigung

0-100 km / h

14,4 mit
Bremswege

mit einer Geschwindigkeit von 100 km / h

-
Höchstgeschwindigkeit160 km / h
Durchschnittlicher Verbrauch

Kraftstoff im Test

6,8 l
Grundpreis-

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