Ist es möglich, einen Nachbarn zu „ärgern“, indem man Zucker in den Benzintank seines Autos schüttet?
Nützliche Tipps für Autofahrer

Ist es möglich, einen Nachbarn zu „ärgern“, indem man Zucker in den Benzintank seines Autos schüttet?

Wahrscheinlich hat jeder in seiner Kindheit Geschichten darüber gehört, wie örtliche Bürgerwehrleute das Auto eines verhassten Nachbarn lange Zeit lahmgelegt haben, indem sie Zucker in seinen Kraftstofftank geschüttet haben. Diese Geschichte war weit verbreitet, aber das Interessante ist, dass keiner der Geschichtenerzähler jemals persönlich an einer solchen Operation teilgenommen hat. Vielleicht ist das alles nur Geschwätz?

Unter den Hooligan-Witzen über Autos waren in der guten alten Zeit zwei besonders berühmt. Die erste bestand darin, rohe Kartoffeln oder Rüben in den Auspuff zu stopfen – angeblich sprang dann der Motor nicht an. Das zweite war viel grausamer: Zucker durch den Einfüllstutzen in den Benzintank zu gießen. Das süße Produkt löst sich in der Flüssigkeit auf und verwandelt sich in einen viskosen Bodensatz, der die beweglichen Teile des Motors verklebt oder bei der Verbrennung Kohlenstoffablagerungen an den Zylinderwänden bildet.

Hat solch ein böser Trick wirklich eine Chance auf Erfolg?

Ja, wenn Zucker in die Einspritzdüsen oder Motorzylinder gelangt, ist das sowohl für das Auto als auch für Sie selbst sehr unangenehm, da es viele ungeplante Probleme verursachen wird. Doch warum Zucker? Alle anderen kleinen Partikel – zum Beispiel feiner Sand – würden einen ähnlichen Effekt hervorrufen und die besonderen chemischen oder physikalischen Eigenschaften des Zuckers spielen hier keine Rolle. Doch für die Reinheit des Gemisches, das in die Zylinder eingespritzt wird, sorgt ein Kraftstofffilter – und zwar mehr als einer.

Ist es möglich, einen Nachbarn zu „ärgern“, indem man Zucker in den Benzintank seines Autos schüttet?

Ahh! Darum gibt es Zucker! Es wird sich auflösen und alle Barrieren und Hindernisse durchdringen, nicht wahr? Wieder zwei. Erstens verfügen moderne Autos über ein Einfüllventil, das verhindert, dass irgendjemand irgendwelche schädlichen Stoffe in den Tank Ihres Autos schüttet. Zweitens löst sich Zucker nicht in Benzin auf... Was für ein Mist. Diese Tatsache wurde theoretisch und sogar experimentell bewiesen, egal wie sehr die Hofverteidiger der „süßen Rache“ sie widerlegen.

Im Jahr 1994 mischte der forensische Professor John Thornton von der University of California in Berkeley Benzin mit Zucker, der mit radioaktiven Kohlenstoffatomen markiert war. Er nutzte eine Zentrifuge, um die ungelösten Rückstände abzutrennen und maß die Radioaktivität des Benzins, um die darin gelöste Zuckermenge zu berechnen. Es stellte sich heraus, dass dies weniger als ein Teelöffel pro 57 Liter Kraftstoff war – ungefähr die durchschnittliche Menge, die in den Benzintank eines Autos gelangt. Wenn Ihr Tank nicht vollständig gefüllt ist, löst sich natürlich noch weniger Zucker darin auf. Diese Menge an Fremdprodukten reicht eindeutig nicht aus, um ernsthafte Probleme im Kraftstoffsystem oder im Motor zu verursachen, geschweige denn, dass diese abgetötet werden.

Übrigens kann der Abgasdruck bei einem technisch guten Auto leicht eine Kartoffel aus der Abgasanlage werfen. Und bei alten Autos mit geringer Kompression finden Gase einen Ausweg durch Löcher und Risse im Resonator und Schalldämpfer.

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